13.10.2008 Reitunfall
Am Morgen des 13.10.2008 ahnte ich nicht, dass dieser Tag einer der Schlimmsten in meinem Leben sein würde.
Um 7.00 Uhr Morgens misteten Thiago und ich die 14 Boxen der Sportpferde aus und unterhielten uns ein wenig über die Pferde, und den Freitag, an dem ich immer frei hatte. Nachdem wir eingestreut, Heu gegeben und gewischt hatten, gönnten wir uns die Frühstückspause und planten zusammen mit Norien welche Pferde wir am Morgen bewegten. Sie wollte Lapaz, Taggi und evt. Irma reiten. Mit Lapaz allerdings Springen.
Thiago und ich wollten heute morgen die Pferde springen, damit er sie kennenlernte. Rebekka wollte sowieso, dass ich es durch mein Schleudertrauma ein wenig ruhig angehen liess und deshalb wollte ich ihm helfen, Scampolo, Cosima und Schätzeli zu springen. Gesagt getan und als er Scampolo gegen 11 Uhr fertig gesprungen war, ritt ich diesen trocken und er erteile Norien eine Springstunde mit Lapaz. Zu Mittag ass ich mit meiner Mutter, die mich überraschend besucht hatte im Löwen und wir hatten es noch ziemlich lustig miteinander.
Nach dem Mittag wollten wir zusammen ausreiten. Sie auf Schogola und ich auf Irma, da Norien früher als geplant mit Rebekka nach Aarberg fahren musste, um eine Stute in der Reitstunde zu reiten, die im Stall Bloch im Moment keinen Platz fand. Mama und ich wollten also gerade satteln, als Samuel Bloch von mir verlangte Gummiball zu holen und diese vorzureiten. Da er mein Chef war, musste ich dies tun und ich macht mir eigentlich keine Sorgen. Schnell putzte und sattelte ich die junge Stute. Sie war selten in der Halle geritten, hatte keine Kondition und war bis jetzt immer brav gewesen. Doch als ich die Halle betrat, spürte ich ums Herz eine Unruhe, die ich nicht beschreiben konnte.
Ich stieg auf und hatte schon im Schritt ein wenig Krach mit der Dame. Im Trab konnte ich sie dann sehr gut zusammenstellen. Als der Mann, dem ich die Stute vorreiten musste einen Galopp wünschte, tat ich dies sofort und da begann das Chaos. Ohne zu galoppieren bockte sie sofort los, rannte dann davon und ich hielt mich mit aller Gewalt oben. Die Zügel fest umklammert, schaffte es die Stute mich aus dem Sattel zu werfen. Ich rutschte seitlich an ihr herab, blieb im Bügel hängen, landete unter ihr auf dem Boden und wurde von ihr getreten. Sie brach mir mehrere Rippen, riss meine Milz an und verletzte meine Niere stark.
So viele Leute wie an diesem Tag waren selten im Stall. Mama rannte sofort zu mir in die Halle, hielt mich fest und Tamara verständigte auf meinen Wunsch den Notarzt. Ein Nachbar, der bei der Gartenarbeit war, rannte irritiert in die Halle, Samuel kam ebenfalls, Norien war auch da, Rebekka stand mit den Kindern am Fenster und der Mann erklärte was passiert war. Ich konnte mich an jedes Detail erinnern und ich wäre doch so gerne weggegangen. Ich hätte so gerne die Augen geschlossen und mich von den Schmerzen und der Dunkelheit wegtragen lassen. Anscheinend sei ein Schuss an dem Drama schuld, welcher vom Schiessstand neben dem Stall losgegangen sei. Diese hatten an dem Tag Schiessübung. Mit dem kann ich mich leider nach wie vor nicht abfinden. Der Schiesstand ist schon Jahre da und es war nicht die erste Übung, die stattfand, während ich Pferde trainierte.
Die Ambulanz gab mir Schmerzmittel und die Fahrt ins Insel begann. Zuerst wollte ich dass meine Mutter mich begleitete aber im Wagen wurde besprochen ob ich ins Insel oder nach Aarberg ins Krankenhaus sollte. Sie waren sich unsicher wie schlimm es war und so entschieden sie sich für das Unispital Insel. Ich bat meine Mutter nachzukommen, denn wir hatten die Hunde im Auto und die Pferde waren ebenfalls noch im Stall. Ich würde sowieso viele Untersuchungen machen müssen und sie würde eh nur warten. Während ich die Fahrt über jegliche Fragen beantworten musste, damit ich nicht bewusstlos wurde, informierte meine Mutter sowohl Vater wie auch Stefan, der sich in München befand.
In diesem Augenblick wusste ich nicht, dass ich im Sterben lag.
Im Insel wurde ich von 3 Ärzten empfangen, und x Schwestern und Assistenzärzte. Im Schockraum, wo die erste Behandlung stattfand wurde ich geröngt, die Kleider wurden mir vom Leibe geschnitten und wieder musste ich unzählige Fragen beantworten, obwohl ich müde war und schlafen wollten. Dann fuhren wir ins CT wo sie mit Hilfe eines Kontrastmittels die verletzen Organe ausfindig machen konnten. Das war die schlimmste Zeit des Spitalaufenthaltes. Ich dachte ich würde sterben, denn ich wurde gefragt ob ich meine Tage hatte und ich verneinte, was die Ärzte dazu antrieb sich zu beeilen, denn ich hatte innere Blutungen. Nun fuhren sie mich zurück auf den Notfall wo ich in ein Überwachungszimmer hätte eingerollt werden sollen, doch dieses war bereits wieder besetzte, so wie alle Anderen auch.
Sie rollten mich in den Schockraum, wo ich mitbekam wie jemand eingeliefert der beim Gleitschirmfliegen abgestürzt war. Die Ärzte rieten mir, auch diesen Sport nicht auszuüben. Dann legten sie mir einen Kateter, gaben mir einen Wasserspray, weil ich nichts trinken und essen durfte und dann war Mama endlich da und der Arzt informierte uns über die Verletzungen. Kurz waren wir alleine, ich bekam etwas Ice Tea
und wir weinten. Denn nach wie vor war ich in Lebensgefahr weil es nicht aufhörte zu Bluten. Kaum war Mama am Telefon wurde ich auf die Intensivstation der Inneren Medizin verlegt wo ich die nächsten 7 Tage liegen musste auf dem Rücken und gewaschen wurde. Ich durfte nur trinken nicht Essen, doch ich weiss so gut wie nicht mehr was in diesen Tagen passierte, denn ich war voller Medikamente.
Nur die wichtigsten Leute sollten von meinem Unfall erfahren und die ersten Tage hatte ich zum Glück meine Ruhe. Besuchen durften mich nur engste Vertraute die ich wollte. Nach 7 Tagen wurde ich verlegt und musste langsam wieder lernen zu laufen, zu Essen und die Schmerzen selber zu bekämpfen. Das Laufen war das Schlimmste. An meinem Physiotherapeut geklammert lernte ich Schritt füpr Schritt meinen Körper zu bewegen. Es war kein Erfolg für mich, als ich die Zimmertüre erreichte. Eher ein Desaster, dass ich im Rohlstuhl zurück ins Bett musste.
Ich befinde mich auf dem Weg zur Besserung. Ich brauche nur sehr viel Zeit bevor ich mein Leben wieder voll aufnehmen kann...